Gegendarstellung zu den Artikeln der WELT vom 24.4. und 20.5.2016

Die Pressefreiheit ist eines der höchsten Güter in der Demokratie. Sie kann Fehlentwicklungen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft stoppen. Sie kann aber leider auch zu Fehlentwicklungen beitragen.

Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung hat dies eindrucksvoll miterlebt. 2012 untersuchte es 78 Riester-Versicherungstarife auf deren Kosten hin, die  bei einem Wechsel zu einem anderen Anbieter erhoben werden. 95% der Versicherer begnügten sich nach dieser Analyse mit Kosten, die unterhalb des vom Gesetzgeber anschließend eingeführten Grenzwertes lagen und verdienten damit das Prädikat gut bis sehr gut. Lediglich 4 Tarife schossen über jene Grenze hinaus, einer davon exorbitant.

Als das Institut diese Erkenntnisse an die Presse gab, erwartete es – sicher sehr zu Recht – eine positive Reaktion. Eine bedeutende deutsche Tageszeitung erwähnte in ihrer Überschrift groß und fett jedoch ausgerechnet jenen einzigen exorbitanten Ausreißer; der Artikel gipfelte dann völlig zu Unrecht in dem Satz, den der Vorsitzende des Bundes der Versicherten ausgesprochen haben soll: „Wenn die Politik nicht sofort eingreift, ist die Altersvorsorge am Ende“. Ein derartiges journalistisches Vorgehen ist unseriös und unredlich. Es ist offenbar geprägt von Vorurteilen und einem bestimmten Ziel, das durchgepeitscht werden soll, egal was die Quelle tatsächlich besagt. Durch gezieltes Weglassen oder Aus-dem-Zusammenhang-reißen können Darstellungen beliebige Züge annehmen, die dann auf ein ganz falsches Gleis fahren. Solche Praktiken schüren Fehlentwicklungen statt sie zu beseitigen und fügen der Demokratie Schaden zu.

Zwei Artikel, die die WELT am 24.4. und 20.5.2016 über die Riester-Versorgung veröffentlichte, gehen leider in dieselbe Richtung: Der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung, Prof. Dr. Thomas Dommermuth, ist diesmal persönlich Betroffener. Am 21. April 2016 führte er mit dem leitenden Wirtschaftsredakteur der WELT, Holger Zschäpitz, ein Telefoninterview über die Riester-Rente. Prof. Dommermuth machte darin klar, dass er die Riester-Rente insbesondere für die Geringverdiener nach wie vor für eine sehr sinnvolle und renditestarke Form der Altersvorsorge hält. Ihre Renditen würden, so Dommermuth, aufgrund der grundsätzlich hohen staatlichen Förderung selbst dann 3% meist übersteigen, wenn die Verzinsung des Vertrages gegen Null gehe. Problematisch sei lediglich die Anrechnung auf die Grundsicherung.

Gefragt nach der Qualität der Angebote von Versicherern, Fondsgesellschaften und Banksparplänen, antwortete Dommermuth, dass die Hälfte gut bis sehr gut sei. Maximal ein Drittel müsse man als schlecht bezeichnen. Dommermuth vermied es in dem Interview bewusst, bestimmte Geld-Riester-Arten (Versicherung, Fonds oder Banksparplan) zu favorisieren. Vielmehr rühmte er die Vielfalt aus diesen drei Bereichen, die den unterschiedlichen Anlagepräferenzen der Menschen entgegenkomme („es ist für jeden etwas dabei“). Auch die Flexibilität, die mit Wohn-Riester geschaffen wurde, hielt er für eine gute Ergänzung. Abschließend wies Dommermuth darauf hin, dass die Kosten eines Riester-Vertrages gerade in Zeiten niedrigster Zinsen besonders große Bedeutung haben und dass die wenigen verbliebenen Banksparpläne im Riester-Angebot deshalb auch kein No-Go seien.

Die tatsächlich in dem Telefoninterview gemachten Aussagen Dommermuths stehen damit teilweise diametral entgegengesetzt zu dem, was die beiden Artikel schreiben: Mit keinem einzigen Wort hat Dommermuth von den Riester-Versicherungen abgeraten, wie ihm fälschlicherweise in den Mund gelegt wird. Auch hat er nicht behauptet, „die meisten Policen seien zu teuer und zugleich renditeschwach und würden eher die Finanzindustrie stärken als die Altersvorsorge“. Eine solche Behauptung wäre völlig im Gegensatz zu Dommermuths Überzeugung, die er aus erster Hand, nämlich aus den Ratings seines eigenen Instituts, bezieht.

Prof. Dommermuth wurde als prominenter Experte vor einen Karren gespannt, den er nicht ziehen will und wird. Sein Interviewpartner, Herr Zschäpitz, hat Herrn Dommermuth das Ergebnis des Interviews nicht, wie bei seriöser Recherche üblich, zur Freigabe schriftlich zur Verfügung gestellt. Neben den unrichtig wiedergegebenen angeblichen Aussagen wurde schließlich in beiden Artikeln noch nicht einmal Dommermuths Funktion im Institut richtig abgedruckt; aus dem korrekten Vorsitzenden des Beirates wurde kurzerhand ein falscher Geschäftsführer.

Altenstadt, den 25.5.2016

Prof. Dr. Thomas Dommermuth

Vorsitzender des fachlichen Beirats der Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH